Die "Harzschützen" verteidigen das Land


Herzog "Heinrich Christian von Braunschweig"
Bild: H. Storbeck
Die Söldnertruppen haben die Harzregion und das Bistum Halberstadt, das Herzog "Heinrich Christian von Braunschweig" regiert, noch nicht in den Strudel des Krieges gezogen. Doch der Protestant machte sich bereit. In Halberstadt lässt er ein Heer werben- 30 000 Mann wollen ihm folgen.
Die Aussicht auf Waffen und Sold zieht auch Gesindel in die Stadt. Ackerleute und Knechte ver-
suchen sich zu bewaffnen, um sich bei Überfällen verteidigen zu können. Es sind unsichere Zeiten und "Heinrich von Braunschweig" fürchtet um das Wohl des Quedlinburger Stiftes und umliegende Gebiete. Der Kurfürst von Sachsen schickt eine Schutztruppe nach Quedlinburg. Dessen Bürger freilich werden erst 1622 aufatmen: In jenem Jahr zieht der Herzog nach Süddeutschland - die Quedlinburger nehmen die Verteidigung ihrer Stadt nun in die eigenen Hände.
Die im städtischen Magazin gelagerten Musketen, Piken, und Harnische werden vom Rost befreit, die schweren Geschütze wieder aufgefahren. fast 70 Jahre hat niemand damit gekämpft und so sehen sie nun auch aus. Schon 1620 hat es auf dem Marktplatz von Quedlinburg eine Waffenmusterung gegeben. Alle wehrfähigen Männer mussten mit ihren Waffen antreten. An Geschützen waren in Quedlinburg vorhanden: fünf halbe Kartaunen (Geschütz, das nur das halbe Gewicht einer Großkugel verschießt), vier alte Feuermörser, 175 Kugeln, kleine und große Granaten sowie zehn Pechkränze.
Fast alle diese Waffen und Gegenstände wurden später von
"Wallenstein" geraubt; nur ein kleines Geschütz ist in Quedlinburg geblieben. Heutzutage befindet sich im Städti-
schen Museum nur noch ein kleines Geschütz von etwa 100 Kilo. Es wurde beim Abriss des "Oeringer Tores" gefunden
Quedlinburg hatte zur damaligen Zeit an seiner Feldflurgrenze elf steinerne Warten, die als Ausguckpunkte für Wächter dienten, deren Aufgabe es war, die Bevölkerung bei feind-
lichen Überfällen rechtzeitig zu warnen. Auch zur Zeit des "30 - jährigen Krieges" sind sie zeitweise besetzt. Das ist auch nötig: Anfang Oktober 1625 hat "Wallenstein" sich in Nieder-
sachsen mit den Truppen von
"Johann t`Serclaes Graf von Tilly" verbunden. Die Winterquartiere für die Heer werden Halberstadt, Magdeburg, Wernigerode, Stolberg und in der Umgebung aufgeschlagen. Es sind nicht weniger als 40 000 Mann, die inzwischen bis an den Harz vorgerückt sind. Zimperlich sind sie dabei keineswegs. In der Chronik der Familie Grasshoff in Quedlinburg findet sich eine Zeile, dass die Familie Claus Grasshoff 1625/26 vor Wallensteins Truppen aus Schneidlingen flüchten musst. Der väterliche Hof war gebrandschatzt worden, und die Familie suchte Schutz in Quedlinburg.

Die "Bicklingswarte" zwischen Rieder und Quedlinburg - heute ein Aussichtsturm
Bild: H. Tischler

"Wallenstein"
Bild: H. Tischler

"Tilly"
Bild: H. Tischler
Solche Landflucht ist allgegenwärtig. Die Stadt Blankenburg bekommt so reichlich neue Einwohner, die aus den Dörfern in die Stadt flüchten. Sie hatte gehofft, dort Schutz zu finden. Doch gerade Blankenburg hat im Krieg schwer zu leiden. 22 Jahre lang müssen seine Bürger die Gräultaten der einfallenden Soldaten erdulden.
1627 wird Blankenburg mit schweren Geschützen von Tillys Truppen beschossen und eingenommen. Wieder werden viele Häuser zerstört; diesmal haben sich einige Scharen von Dänen in die Stadt geflüchtet die von Tilly verfolgt werden. Doch sie wehren sich tapfer und schaffen es, die Kaiserlichen sogar mehrere Male zurück zuschlagen. Es wird berichtet, dass die "Harzschützen" den Dänen bei der Flucht in den Harz geholfen haben sollen.

Brutale Überfälle


marodierende Landsknechte
Bild: H. Storbeck
Die Harzdörfer sind ständig von den Soldaten bedroht. Plünderungen, Misshandlungen und Mord stehen auf der Tagesordnung. Aus vielen Dörfern flüchten die Leute nun mit ihren Habseligkeiten in die Wälder. Die Männer - Holzfäller, Köhler, Förster, Bergleute und andere - raffen sich auf und setzen sich zur Wehr. Wo sie die verhasste Soldaten er-
blicken, werden sie nicht in Watte gepackt. Es gibt mehrere Gruppen von "Harzschützen", die sich untereinander verständigen und zeitweise ist das Harzgebiet in fester Hand der Schützen. Das provo-
ziert die Söldner, die gegen Gefangene mit äußer-
ster Grausamkeit vorgehen. Zuerst wird er gefoltert, danach gehängt oder geköpft.
Die Horden unter "Tilly" machen auch nicht vor hochbetagten Menschen halt. In einem Fall wird von besonderer Brutalität berichtet: Ein Ehepaar von 80 Jahren sei kopfüber an den Knien aufgehängt worden, ihre Sehnen durchgeschnitten und das Gesicht aufge-
schlitzt. Es ging sogar soweit, dass die Wunden mit Pulver bestreut, das Pulver ange-
steckt und danach die Wunden mit Salz eingerieben wurden.
So viel Grausamkeit weckt Widerstand - die Harzschützen" werden populär. Doch ihr wachsender Einfluss ist anderen ein Dorn im Auge. Die Oberen rufen die "Harzschützen" auf, mit den Überfällen aufzuhören. Sie erklären die Freischärler zu Mordbrennern, Straßenschindern und Räubern. Freilich mag sich da manches Gesindel zu den "Harz-
schützen" gesellt haben.
Der "Kaiserliche Kommandant Obrist Becker", der in Halberstadt regiert, geht gegen die Kämpfer aus dem Wald wenig rücksichtsvoll vor. Er poltert mitten hinein in eine Hoch-
zeitsgesellschaft, denn der Bräutigam ist ein guter Fang: ein Führer der "Harzschützen", der in Benneckenstein seine Hochzeit mit 300 Genossen feiert. Kurzerhand nimmt der Obrist das Brautpaar mit 25 anderen Gästen gefangen und bringt sie nach Halberstadt. Den anderen schenkt er die Freiheit. Wer aber zuvor floh, wird von den Reitern getötet.
Aber gegen die wilde Verzweiflung der Schützen fruchteten auch die furchtbarsten Droh-
ungen und Strafen nichts. Die Widerstandskämpfer hatten Zulauf von allen Seiten, und ihre Scharen mehrten sich von Tag zu Tag. Ihre Führer traten miteinander in Verbindung beherrschten auf diese Art zeitweise den ganzen Harzrand und die Hochebene. Sehr ver-
wegen waren die Harzburger Bauern und Köhler, und auf dem Oberharz waren beson-
ders Thomas Günther und Hans von Eisdorf als tüchtige Anführer berühmt.

Seuchen brechen aus

Langsam geriet auch Quedlinburg immer mehr in den Strudel des "30 - jährigen Krieges", auch wenn es zunächst danach aussah, dass die Stadt verschont wird: Hier befand sich schließlich ein Frauenstift. Doch trotz aller Versprechungen gegenüber der Äbtissin "Dorothea Sophia" und der Aus-
stellung von Schützenbriefen von kriegsführenden Parteien - es hielt sich keiner daran. Schon 1625 wurden vom Wiperti-Vorwerk das Vieh gestohlen und 50 000 Pfund Brot von der Stadt gefordert.

Bild: H. Storbeck
Durch die Einquartierung von Truppen in den Dörfern und Städten wurden viele Men-
schen aus ihrer Heimat vertrieben. Sie suchten Hilfe und Rettung in anderen Städten, doch die waren mit den Flüchtlingen überfordert: Unterernährte, kranke Menschen drängten sich in kleinen, überbelegten Häusern. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal; Wasser wurde aus verseuchten Brunnen oder dem Mühlengraben genom-
men. Die Pest und andere Krankheiten breiteten sich 1626 in der Stadt aus. In der Chro-
nik ist festgehalten, dass allein in der St.-Nicolai-Gemeinde von Ostern bis Advent 2374 Menschen starben, viele von ihnen stammten aus Badeborn und Radisleben.
Durch Raub, Mord und Plünderung stiegen auch die Preise von Jahr zu Jahr. So kostete ein Paar Schuhe 3 bis 6 Taler, ein Stübchen Braunbier (etwa 3,6 Liter) 5 Groschen, ein Pfund Butter 14 Groschen und ein Pfund Seife 12 Groschen. Ein Arbeiter, der zu Schanz-
arbeiten verpflichtet wurde, erhielt für vier Tage einen Lohn von 16 Groschen. Im Rück-
blick erscheint es fast widersprüchlich: Inmitten von Not und Elend herrscht Hochbe-
trieb in den Quedlinburger Brauereien. Im Buch "Quedlinburger Geschichte", Band 2, wird aufgeführt, dass von Ostern 1625 bis Ostern 1626 allein im Quedlinburger Ratskeller 480 Fass Gose, 73 Fass Mumme und Zerbster Bier sowie 101 Fass Broihan ausgeschenkt wurden. 1635/36 waren es dann schon 497 Fass Gose, noch 6 Fass Broihan und 36 Eimer Wein. Es war zur damaligen Zeit sehr unterschiedlich, welche Menge Bier im Fass war. Die Angaben schwanken zwischen 86,9 und 110 Stübchen pro Fass.

Vergeblicher Protest

Im Jahr 1627 musste Quedlinburg in regelmäßigen Abständen größere Mengen an Ge-
treide und Geld an den katholischen Proviantmeister zahlen. Es ist verwunderlich, dass trotz der Kriegswirren am 27. September auf dem Quedlinburger Kleers ein Viehmarkt abgehalten wurde. Anfang Juli 1628 kam die Kunde, dass sich zwei Kompanien kaiser-
licher Reiter in Ditfurt einquartiert hätten. Die Äbtissin protestierte dagegen und schrieb am 28. Juli an den Stiftshauptmann Ludwig Hahn, er solle sich mit Wallenstein in Verbin-
dung setzen, damit die Truppen aus Ditfurt abgezogen werden. Wahrscheinlich war der Stiftshauptmann zu feige, denn er schickte seinen Bruder. Die Bitte der Äbtissin ging nicht auf - in Ditfurt wurde alles beschlagnahmt, was die Truppen benötigten.
Es gibt auch Angaben, die das Jahr 1630 anzeigen. Quedlinburg soll an die Soldaten Brot zu 3 Talern, 4 Fass Bier, 2 Fass Broihan, 2 Malter Hafer (1 pr. Malter=659,54 Liter, 1 sächs. Malter=1247,82 Liter), und 22 Taler geliefert haben. Eine Ratsrechnung führt auf, dass von der Stadt an die Leibkompanie Brot für 2 Taler, 11 Fass Broihan für 5 Taler und ein Karp-
fen von 20 Groschen geliefert wurden.

Ballenstedt wird heftig verteidigt


Der Schwedenkönig
"Gustav II. Adolf"
Bild: H. Tischler
Im März 1623 näherten sich kaiserliche Truppen Ballenstedt. Ihre Spur war gekennzeichnet von Plünderungen und Gewalttätig-
keiten. Mehr noch: Die höher gestellten Soldaten forderten ein Menü von 8-10 Gängen. Wer das nicht bieten konnte, musste als Wirt mit Strafe rechnen. Am 4. August wurde die Stadt und das Schloss von den kaiserlichen Truppen gestürmt, geplündert und die Menschen auf da Scheußlichste gequält. Was die Söldner nicht tragen konnten, wurde zerstört. Auch die Kirche wurde aus-
geraubt.
1627 kamen drei Regimenter vom "Grafen Merode" und fielen in Ballenstedt ein. Seine kroatischen Soldaten gingen nicht zimper-
lich mit den Menschen um, sie plünderten und raubten das Vieh, das Getreide wurde verfüttert und sogar verbrannt. Es entstand ein Schaden von 10 000 Talern. Die Ballenstedter zahlten 1629 eine Kontribution von 287 Talern.
Der "30 - jährige Krieg" weitete sich aus. Der Schwedenkönig "Gustav II. von Schweden" landete am 7. April 1630 mit einem Heer von 15 000 Soldaten und 3 000 Reitern auf Usedom, um die Protestanten zu unterstützen. Im folgenden Jahr tauchten schwe-
dische Truppen in Ballenstedt auf; sie forderten insgesamt 3 380 Taler. Auch Gernrode und Harzgerode mussten hohe Summen zahlen.
Fürst Christian erließ im September 1637 eine Verordnung, dass Stadt und Schloss Bal-
lenstedt von den Bürgern verteidigt werden sollten. So wurde das Schloss ausgebaut, die Amtmänner sollten Waffen bekommen. Aus den Nachbardörfern wurden Männer an-
gefordert - Rieder stellte 56, Badeborn 73, Radisleben 35. Ballenstedt stellte 100 Leute unter Waffen.
1638 und 1640/42 wollten kaiserliche Truppen Ballenstedt plündern, wurden aber mit blu-
tigen Köpfen abgewiesen. Besonders hatten Badeborn, Rieder, Hoym, Reinstedt, Radis-
leben, Opperode, Frose und Gernrode zu leiden. Es soll ein Schaden von 10 000 Talern entstanden sein.
Badeborn litt durch ständige Einquartierungen und Plünderungen, doch nicht erst der "30 - jährige Krieg" brachte Leid über die Menschen: Schon 1597 bis 1599 wütete die Pest im Dorf. Die Narben waren noch nicht richtig verheilt, da zogen schon wieder dunkle Wolken am Horizont auf - der "30 - jährige Krieg". 1623 wurde die Ortschaft von den Söldnertrup-
pen mit 200 Pferden belegt. Die Soldaten gehörtem dem "Herzog von Braunschweig". 1626 quartierten sich eine größere Anzahl von Soldaten der Truppen von "Merodes" und "Coloredo" in Badeborn ein. Die Söldner forderten 16 Wispel Hafer (1 braunschw. Wis-
pel= 310 Liter), 1 Zentner Butter, 11 Fass Bier, 8 Kühe und 2 Schafe. Doch mit der Forde-
rung nach Naturalien und Futter für die Pferde war es nicht getan. Es wurde geplündert, und dabei wurde auch vor der Kirche nicht Halt gemacht. Das Gotteshaus wurde in Mitlei-
denschaft gezogen - alle ihre Fensterscheiben wurden zerschlagen, aus der Kirchenmau-
er wurde Sandstein gebrochen.
Auch das Dorf Rieder wurde nicht verschont: 1627 plünderten drei Regimenter des "Grafen Merode" das Dorf und brandschatzten es. Dabei sollen 6 Gehöfte untergegangen sein. Die Bewohner hatten eine ähnliche Last zu tragen wie die Menschen in Badeborn, denn schon 1597/98 wütete die Pest im Ort und viele der 850 Bewohner wurden hinge-
rafft.
Auch nach Quedlinburg kam die Pest: Wahrscheinlich reichte in Quedlinburg der dama-
lige Gottesacker der Nikolaikirche nicht aus und wurde Richtung Bode erweitert, wo sich jetzt das Gymnasium im Konvent befindet. Wer eine Beerdigung in der Kirche beabsich-
tigte, musste eine Gebühr von 50 Talern bezahlen. Für Fremde wurde es gleich doppelt so teuer. Wer an seine Verstorbenen gar noch mit einem Grabstein auf dem Kirchhof erinnern wollte, musste noch einmal 5 Taler auf den Tisch legen.

Die Bürger wehren sich

Der Chronist Leibrock berichtet, dass am 4. Juli 1626 ein Haufen Soldaten von der Ebene hinauf nach Hüttenrode geschickt wurde, der dort Pferdefutter und hauptsächlich Heu holen sollte. Nicht ein einziger Mann davon kehrte zurück; alle militärischen Nachfor-
schungen waren vergeblich, und erst nach langer Zeit fand man die Leichen in der Tiefe einer alten Eisenerzgrube.
Die "Schlacht bei Breitenfeld" im September 1631 hat "Tilly" verloren. Die Truppen flüchteten in Richtung Halle, über Aschersleben, Ballenstedt, Badeborn, Reinstedt, Hoym und weiter nach Blankenburg.
Was auf dem Weg liegt, wird geplündert. Radisleben wurde arg zerstört, auch Blanken-
burg wurde nicht verschont. Der kaiserliche "General Merode" besetzte die Stadt. Bevor er abzog brandschatzte er Blankenburg. Das Feuer wütete schon über 24 Stunden und hätte wohl die ganze Stadt erfasst, wenn nicht der "Hofrat Finke" und "Hofpfarrer Her-
weg" um Gnade bei "Merode" für die Stadt flehten.
Später gaben sich die Kaiserlichen und die Schweden die Türklinke in die Hand. Es wur-
de weiter geplündert und den Bauer auf den Feldern das Vieh gestohlen. Doch als 1641 zwei kaiserliche Regimenter unter "Wolf" und "Cato" mit Gewalt in die Stadt eindrangen, die Wächter töteten und in der Stadt plünderten, griffen die Bürger zu den Waffen und verjagten die Angreifer.

"Hans Christoffer Graf von Königsmarck
Von Oktober 1641 bis März 1642 wurde Quedlinburg von den kaiserlichen Truppen besetzt, und die Stadt musste die Kosten tragen. Besonders die Offiziere fühlten sich wohl, der Rheinwein floss in Strömen durch die Kehlen der Besatzer.
Doch im März änderte sich das Bild, denn in die Stadt kamen die Schweden unter
"Hans Christoffer Graf von Königsmarck" - be-
kannt durch seine Plünderungen und Brandschatzungen. Der Großvater der
"Pröbstin Aurora von Königsmarck" stammte aus einem deutschem Adelsgeschlecht aus Brandenburg. Er forderte von der Stadt Quedlinburg 4 000 Taler und monatlich 2 000 Taler für die Soldaten. Die Stadt wurde für 6 Stunden zur Plünderung freige-
geben. Um seine Forderungen durchzusetzen, ließ "Königsmarck" den Bürgermeister "Löbel" sowie den Ratsherrn "Heidfeld" nach Braunschweig verschleppen. Nur durch die Fürbitte der Äbtissin wurde die Forderung von 4 000 Talern auf die Hälfte herabgesetzt und die Geiseln kamen frei.
Am 10. Februar 1645 starb die Äbtissin "Dorothea Sophia", ihre Nachfolgerin "Anna Sophia" wurde am 15. Juli 1645 eingeführt. Auch sie verspürte noch die Schrecken des Krieges. Denn zur Blockade von Magdeburg 1645 musste Quedlinburg wöchentlich 3 000 Pfund Brot und für den 29. November 1645 sogar 8 000 Pfund Brot, 16 fass Bier, 10 Wispel Hafer das Wrangelsche Heer liefern. Die Schweden verlangten 1646 eine regelmäßige Lieferung von 50 Wispel Weizen und Roggen nach Halberstadt sowie Geldzahlungen. Auch 1647 gingen die Forderungen weiter, denn im Februar kam der schwedische Gene-
ral Löwenhaupt mit 4 Regimentern und forderte Geld, Bier und Brot in regelmäßigen Ab-
ständen.
Die neue Äbtissin bangte um die schon sehr dezimierte Bevölkerung. Viele Häuser wa-
ren unbewohnt. Seit 1635 waren etliche Häuser schon beseitigt, nur der vierte Teil der Bewohner war noch vorhanden, darunter viele Witwen. Es waren nur noch 300 Haus-
eigentümer in der Stadt- Die Ackerflächen wurden nicht mehr bewirtschaftet, Pachten konnten nicht mehr bezahlt werden.

Nach 30 Jahren endlich Frieden

In der Zwischenzeit tagte ein 5 Jahre dauernder Friedenskongress, an dem alle Kriegs-
parteien beteiligt waren. Dieser Kongress endete 1648 mit dem
"Westfälischem Frieden" So werden alle, zwischen dem 15. Mai und 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück unterzeichneten Friedensverträge genannt, die den "30 - jährigen Krieg" in Deutschland beendeten. Der Maler "Gerard Terborch" Hat diesen historischen Moment in einem Gemälde festgehalten.

"Der Westfälische Frieden" von Gerard Terborch
Bild: H. Storbeck
Dieser geschichtliche Überblick über die Zeit des "30 - jährigen Krieges" entstand auf der Grundlage einer Artikelserie (in der "Mitteldeutschen Zeitung) zu diesem Thema von Herrn Hasso Storbeck, Lehofsweg 22 in Quedlinburg. Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich für die Genehmigung, diese verwenden zu dürfen.